Blick von Südwesten auf den Liboriberg (Luftbild von 1930)
Liborikirmes 1948

Früher

Das Liborifest erinnert an die feierliche Übertragung („translatio“) der Gebeine des hl. Liborius 836 von Le Mans in Nordwestfrankreich nach Paderborn. Die Liborikirmes als Mischung aus Kirchweihfest, Markt und weltlichem Vergnügen geht auf das Jahr 1521 zurück und hieß zunächst „Magdalenenkirmes“.

Bis 1809 fanden Markt und Kirmes vor dem Westerntor statt. Der „Pottmarkt“ wurde 1810 auf den Domplatz verlegt. Im Zuge der Stadterweiterung nach Westen wanderte die Kirmes 1857 auf den noch kaum bebauten, von der alten Stadtmauer und der neuen Bahnlinie gesäumten Liboriberg zwischen Western- und Kasseler Tor. Bereits Anfang des 19. Jh. waren die Schanzen, Wälle und Gräben der mittelalterlichen Stadtwehr verschwunden. Vor der Stadtmauer schüttete man einen mit Kastanien, Pappeln und Tannen bepflanzter Allee- und Promenadenweg auf.

Während der Regentschaft des Fürstbischofs Clemens August I. von Bayern entstand 1730 die Libori-Kapelle. Sie bildete eine Station der alljährlichen Libori-Prozession durch die Stadt. Der Bildhauer Johann Philipp Pütt gestaltete die Figuren im Inneren sowie zwei Bildstöcke; der auf der Ostseite zeigt die einen Pfau, der als Gottesbote die Reliquien-Übertragung nach Paderborn führt. Dem spätbarocken Bauwerk dient noch heute ein vergoldeter Pfau auf dem Dachreiter als Wetterfahne; ein weiterer Pfau thront über dem Vordach auf der Nordseite.

Vor dem Rosentor entstand auf dem zugeschütteten Stadtgraben 1859 eine Lagerhalle für den Vertrieb der Wolle aus dem Hochstift. 1881 baute man sie zur Kaserne für den Stab und das I. Bataillon der Infanterie-Regiments 131 um. Der Liboriberg diente als Appell- und Exerzierplatz. Nach dem Bau der Infanteriekaserne zog 1906 der städtische Fuhrpark ein. 1925 wurde am Liboriberg ein neues Feuerwerkhaus erbaut.

Heute

Die alte Wollhalle wurde 1945 durch Bomben stark beschädigt und später abgerissen. 1949 erhielt die ebenfalls beschädigte Libori-Kapelle einen neuen Dachstuhl, 1977 wurde sie in ihrer ursprünglichen Fassung restauriert. Die Außenfassade sanierte man 1997.

Die Kirmes kehrte 1947 auf den Liboriberg zurück. Auf dem Kirmesberg ersetzten moderne Fahrgeschäfte die traditionellen Schaubuden. In der Innenstadt entstand das „City-Fest“. Es verband Kirmes und Pottmarkt, verschmolz mit ihnen und wurde zur Stätte zahlreicher kultureller Veranstaltungen („Kulturwoche“). Ein Europatag gehört seit 1965 zum Libori-Festprogramm. Das Kirchen- und Volksfest richtet sich ständig neu aus, wahrt aber das Gleichgewicht: Kirche und Welt bleiben eng verzahnt.

Oben: Liboriberg mit Liborikapelle; unten: Liborikirmes

Paderborns „fünfte Jahreszeit“ beginnt am Samstag nach dem Liboritag (23. Juli) und dauert neun Tage. Mehr als 1,5 Mio. Besucher tummeln sich „auf dem Berg“ mit seinen mehr als 150 Schaustellern, auf dem Pottmarkt und in der Festmeile der Innenstadt.