Husarenkaserne an der Moltkestraße (1907)
Husarenkaserne aus der Luft (1920)

Früher

Seit 1820 waren preußische Kavallerie- und Infanterie-Einheiten in Paderborn und Schloß Neuhaus stationiert. 1851 nahm das 1. Westfälische Husaren-Regiment Nr. 8 Unterkunft in der Abdinghofkaserne - dem ehemaligen Abdinghofkloster. 1881 wurde zusätzlich die Ükern-Kaserne in der Hathumarstraße bezogen. 140 Pferde verursachten Mist und Gestank, sodass die Militärverwaltung Kasernen außerhalb der Stadt plante

An der Ecke Neuhäuser und Elsener Straße entstand die Infanteriekaserne. Hier rückte im November 1898 das im Vorjahr aufgestellte 7. Lothringische Infanterieregiment Nr. 158 ein. Die Paderborner Husaren bezogen am 1. April 1904 eine neue Kaserne an der Moltkestraße (heute Rathenaustraße). Im Umfeld der beiden Kasernen entstanden Wohnhäuser für Offiziere und ihre Angehörigen. Läden, Gastwirtstätten und Handwerksbetriebe sorgten im kaum erschlossenen Riemekeviertel zusätzlich für ein Wachstum der Stadt jenseits des Promenadenrings.

1913 stellten 1861 Militärpersonen 6% der Stadtbevölkerung. Das Militär wurde neben der Deutschen Bahn zum unentbehrlichen Einnahmefaktor für die örtliche und regionale Wirtschaft. Paderborn verdankt ihm außerdem den Ausbau des Fernmeldewesens (Telefon) und des Personennahverkehrs (u. a. Straßenbahnlinie zwischen Paderborn und Schloß Neuhaus).

Am 3. August 1914 ging das Husaren-Regiment an die Westfront, wurde aber schon im November an die Ostfront verlegt. Mitte 1916 wurden die Pferde abgegeben, 1918 kehrten die Soldaten in den Westen zurück. Man setzte sie als Infanteristen (Schützen) ein. 1919 wurde das heimgekehrte Regiment demobilisiert. An seine Gefallenen erinnerte zwischen 1925 und 1950 ein Husarendenkmal am Westerntor.

Heute

In Vorbereitung eines neuen Krieges wurde Paderborn als Garnisonsstadt ab 1935 erheblich ausgebaut. Zur Infanterie- und Husarenkaserne kamen eine Panzerkaserne (Panzerregiment 11) an der Driburger Straße sowie ein Fliegerhorst auf der „Mönkeloh“ östlich der Borchener Straße. Am 26. August 1939 wurde in Paderborn die Kavallerie-Ersatz-Abteilung 15 aufgestellt. Sie gliederte sich in eine Reiter-Ersatz-Schwadron (in Schloß Neuhaus) und zwei Radfahr-Ersatz-Schwadronen, die in der Infanterie-Kaserne untergebracht waren. Der Abteilungsstab fand Platz in der Husaren-Kaserne.

Blick von der Rathenaustraße nach Nordwesten.

Nach Kriegsende 1945 übernahm die britische Besatzungsmacht die verlassenen Wehrmachtsgebäude. Aus der Infanteriekaserne wurde nach Gründung der NATO die Alanbrooks Barracks der Britischen Rheinarmee. Eine Bombe hatte einen der beiden Kasernenblöcke an der Husarenkaserne 1945 zerstört. In die übrigen Gebäude wurden ehemalige Zwangsarbeiter und heimatlose Ausländer („displaced persons“) einquartiert. Das ehemalige Wohngebäude für Unteroffiziersfamilien (Nr. 41/43) wurde 1948-1950 wieder hergestellt.

Im August 1957 bezog ein Feldjäger-Wachkommando der Bundeswehr den Block an der Rathenaustraße. Zwei Jahre später richtete die 7. Panzer-Division hier einen Mobilmachungsstützpunkt ein. Als nach dem Ende des Kalten Krieges die Bundeswehr neu strukturiert wurde, gab man diesen 1993 auf.

Paderborn war keine Garnisonsstadt mehr. Die Husarenkaserne wurde abgerissen, das ca. 3,5 ha große Gelände 1999 für eine gewerbliche Neunutzung freigegeben. Seit 2010 stehen hier das H- und das X-Gebäude des Software-Unternehmens dSPACE sowie ein zum Komplex gehörendes Parkhaus.