Blick zum Ikenberg; vor 1940
Blick auf den Ikenberg (1950)

Früher

Hinter dem Dom senkt sich der Ikenberg („Eichenberg“) hinab zum Quellhorizont der Rothoborn- und Dielenpader. Der steile Hang war mit Fachwerkhäusern des 14.-18. Jh. dicht bebaut. Hier wohnten vor allem Arbeiter und Rentner. Links neben dem steingefassten Rothoborn stieg man über eine lange Treppe den Berg hinauf.

Gegenüber dem Rothoborn entspringt die Augenquelle. Ihr Wasser brachte der Legende nach Heilung, wenn man sich damit die Augen benetzte. Dafür konnten die Augenkranken sich auf einen Trittstein stellen.

Durch die Gasse Am Rothoborn von der Quelle getrennt stand die barocke,1676 von Fürstbischof Hermann Werner von Wolff-Metternich errichtete Domdechanei. Nach der Säkularisation zogen 1815 das Stadt- und Landgericht ein. Später waren das Kreisgericht und ab 1879 das Amtsgericht hier untergebracht.

Die Rothoborn-Gasse führt nach Osten zum ummauerten Quellbecken der Dielenpader, im Volksmund auch „Rattenpader“ genannt, was auf die hygienischen Probleme in diesem Viertel hinwies. Ein weiterer Name war „Pferdepader“: Noch heute führen zwei gepflasterte Rampen ins Wasser. Von der Hathumarstraße und der Thisaut bzw. über die Rothoborn-Gasse konnten Pferde in das Quellbecken steigen, trinken und sich abkühlen. Mit Pferd und Wagen fuhren Kutscher die Rampe hinab. Die Holzteile der Räder quollen im Wasser auf und saßen wieder fest in ihrem Radband aus Eisen.

Heute

Der Ikenberg wurde im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen, aber nicht alle Häuser waren zerstört. 1963/64 trug man die letzten Gebäude sowie die Treppe ab. Das Gelände wurde archäologisch untersucht. Dabei fanden sich Grundmauern einer karolingischen sowie einer ottonischen Pfalzanlage (8. bzw. 11. Jh.). Erstere wurden gesichert, letztere dienten 1976/77 als Fundament für einen Nachbau der jüngeren Pfalz.

Blick vom Quellbecken der Dielenpader zur Kaiserpfalz

Die ehemalige Dechanei wurde 1945 zerstört, die Ruine erst 1974 wiederaufgebaut. Seit 1977 ist die Stadtbibliothek hier beheimatet. Ein steinernes Tor führt heute von der Gasse Am Rothoborn auf den Vorplatz der Stadtbibliothek, der seit 2012 den Namen des Erzbischofs und Kardinals Johannes Joachim Degenhardt (1926-2002) trägt. Ursprünglich grenzte es direkt an die Dechanei. Im Rahmen des Wiederaufbaus versetzte man es nach rechts.