Liboriprozession auf dem Marienplatz (1928).
1928 brennt die Möbelfabrik Stadler nieder.

Früher

An der Ecke Marienplatz/Westernstraße wurde 1909/11 das Kaufhaus Herzheim dreigeschossig umgebaut und mit großen Schaufenstern versehen. Seit 1911 leuchteten am Marienplatz die beiden ersten und für lange Zeit einzigen elektrischen Straßenlampen der Stadt.

1922 hatte Otto Lettau als zweites Paderborner Kino (nach dem „Lichtspielpalast“ in der Westernstraße) das „Residenztheater“ in der Hesterschen Volkshalle am Rosentor eröffnet. 1928 übernahm Johannes Renneke (1885-1968) das „Residenz“, für das er am Marienplatz eine neue Spielstätte mit 830 Plätzen errichtete. Ihr musste Haus Nr. 16 - die ehemalige Gaststätte Recknagel - weichen. In dem Gebäude gab es ein Ladenlokal, in das 1935 der Verkehrsverein Paderborn mit seinem neu gegründeten Reisebüro einzog.

1907 gründete Bernhard Stadler, Mitglied des „Deutschen Werkbundes“, in dem Künstler, Unternehmer und Handwerker gemeinsam gewerbliche Produkte gestalteten, am Marienplatz seine „Werkstätten für Wohnungseinrichtungen“. Dieser gliederte Stadler eine Lehrlingsschule an. 1914 stellten mehr als 100 Gesellen und Lehrlinge vor allem Möbel im Jugendstil-Design her, die weit über die Paderborner Stadtgrenzen hinaus bekannt waren. 1928 zerstörte ein Großbrand die Werkstätten, die nicht wieder aufgebaut wurden. Die Marienstraße erhielt eine neue Trasse und führte nun besser befahrbar am Marienplatz vorbei zur Westernstraße.

Heute

1945 wurde die Bebauung am Marienplatz ein Opfer von Bomben und Feuer. Zwei Jahre später errichtete Hans Renneke (1912-1998) das „Residenz“ als Kino und Veranstaltungssaal für Konzerte, Operetten und Boxkämpfe neu. 1998 eröffnete Hans-Werner Renneke (1952-2013) das Großkino „Cineplex“ in der Westernstraße. Drei Jahre später schloss das „Residenz“-Kino. Das „Residenz“ wurde komplett umgestaltet und eröffnete als „Residenz Club & Lounge“ 2006 neu.

Auf den Grundstücken der in der NS-Zeit „arisierten“ und 1945 beschädigten Kaufhäuser Herzheim und Westfalia entstand 1954 die „Kaufhalle“. Das Mariengässchen, das Königs- und Marienplatz verbindet, wurde überbaut, blieb aber bestehen.

Blick vom Marienplatz nach Südwesten

Die „Kaufhalle“ (zuletzt „Multistore“) schloss 2003. Nach Abriss und Neubau eröffneten hier 2005 eine Buchhandlung und ein Eiscafé. 2015 wurde auch das Gebäude über dem Mariengässchen abgerissen. Es verläuft weiterhin ‚durch‘ den (von einem Restaurant genutzten) neue Geschäftsbau.