Amtsgericht (um 1920)
Ruinen des Amtgerichts (vor 1954)

Früher

Die schmale Gasse Am Rothoborn bildete einst die nordwestliche Grenze der Domfreiheit. Wo heute die Häuser Nr. 2 bis 6 stehen, erhoben sich zuvor u. a. ein Beginenhaus, eine Terminei der Lippstädter Augustinereremiten und schließlich einige Fachwerkhäuser, die 1870/71 niederbrannten. Sie wurden durch Steinhäuser ersetzt.

Unterhalb des Doms errichtete in den Jahren 1676-1678 Barockbaumeister Ambrosius von Oelde eine Residenz für den Domdechanten (und späteren Bischof) Werner von Wolf-Metternich zur Gracht (1625-1704). 1740 wurde es im Osten durch einen Treppenhausanbau ergänzt. Ab 1815 diente es als „Königlich Preußisches Amtsgericht“.

Die Stadtbibliothek liegt auf einer ‚Insel‘ zwischen Rothoborn- und Dielenpader neben dem Geisselschen Garten, den Diederich Friedrich Carl von Schlechtendahl (1767-1842) als Park für den benachbarten Amtssitz anlegen ließ. Seinen heutigen Namen bekam das Gelände, als 1883 der Warburger Rechtsanwalt Max Geissel 1883 Haus und Garten erbte. Beide blieben im Familienbesitz, bis 1940 die Stadt das Gartengrundstück erwarb.

Heute

Haus Nr. 2 wurde 1945 völlig zerstört; der Nachfolgebau stammt aus dem Jahre 1953. Nr. 4 wurde stark beschädigt, die beiden unteren Etagen konnten wiederhergestellt werden. Nr. 6 und Nr. 8 verschwanden Mitte der 1960er Jahre im Zuge der Neugestaltung des Paderquellgebietes.

Stadtbibliothek von Süden

Auch die Dechanei brannte 1945 bis auf die Fassade nieder. Die notdürftig gesicherte Ruine wurde 1974-1976 grundlegend restauriert. Man entkernte das Gebäude und stellte einen selbsttragenden Geschosskörper in den Bau, der den freien Blick auf das Innere ermöglicht. Genutzt wird die ehemalige Dechanei ab 1977 als Stadtbibliothek. Auf dem großen Vorplatz findet seit 1987 der Paderborner Keramikmarkt statt.

Nach mehr als vier Jahrzehnten Nutzung wurde die Stadtbibliothek 2019/2020 geschlossen, grundlegend saniert sowie innen neu eingerichtet bzw. funktional und gestalterisch überarbeitet, um weiterhin als Treffpunkt, Lernraum und Ort der Inspiration dienen zu können.

2003/04 wurde der Geisselsche Garten behutsam in seine heutige Form gebracht. In Paderborns Innenstadt war längst eine Waldparzelle entstanden, in der sich auch stadtfremde Tiere beobachten lassen.