Bis 1945 gehörte die Jühengasse zu den vielen engen, schmalen Gassen, die sich durch Paderborns Innenstadt schlängelten. Der Zugang am Kamp führte an einem großen, barocken Fachwerkhaus vorbei, das sich der Stadtsekretär Ernesti auf dem Grundstück Nr. 14 unterhalb der Jesuitenkirche im Jahre 1700 errichten ließ.
Nach dem Abbruch der alten Marktkirche am Marienplatz besuchte die Marktgemeinde die Jesuitenkirche St. Franziskus Xaverius, die zur neuen Marktkirche wurde. In das Bürgerhaus zog der Marktkirch-Pfarrer ein.
Das Fachwerkgebäude wurde 1945 bis auf die Grundmauern zerstört und nicht wieder errichtet. Nur Fassaden blieben von den Nachbargebäuden des Verlags Ferdinand Schöningh, der seit 1847 in Paderborn ansässig war. Überhaupt wurde die ursprüngliche Bebauung beinahe vollständig ausradiert.
Die Jühengasse zweigt seit 1945 nicht mehr in mittelalterlicher Enge vom Kamp ab. Das Grundstück Nr. 14 blieb unbebaut und öffnet sich nun auf einen freien Platz. In einem 1946 neu errichten Gebäude ist weiterhin der (inzwischen mit dem Fink-Verlag fusionierte) Schöningh-Verlag präsent. Zwischen 1950 und 1955 entstanden auf der Westseite des Kamps Wohn- und Geschäftshäuser.
Vom Jühenplatz geht die Jühengasse ab und kreuzt die Rathauspassage, die seit 2005 den Rathausplatz mit der Rosenstraße verbindet und von zahlreichen Geschäften gesäumt wird. Der Jühenplatz ist Standort der „Libori-Lounge“: Zum Libori-Fest verlängert er die Festmeile und bietet kulinarische Spezialitäten und Musik.
Links unterhalb der Treppe, die zum Vorplatz der Marktkirche hinaufführt, steht ein aus Bronze gefertigtes, zweiteiliges Modell der Paderborner Innenstadt. Es hält nicht nur die Straßenzüge fest, sondern bildet auch historisch bedeutende Gebäude der Stadtgeschichte wie Kaiserpfalz, Dom, Rathaus oder Diözesanmuseum dreidimensional ab. Das Modell ist für blinde Mitbürger und Besucher buchstäblich begreifbar.