Mühlenenge beim "Paderborner Tor" (1932))..
Neuhäuser Mühlenwerke: Roggenmühle und Silo (1992)

Früher

Die Pader entwickelt eine beachtliche Flussgeschwindigkeit bzw. Strömungskraft und wurde nicht nur im mündungsnahen Paderborn, sondern auch in Schloß Neuhaus zum Antrieb von Wassermühlen genutzt. Für 1445 ist eine bischöfliche Mahlmühle belegt; bis zum 18. Jahrhundert drehten sich an Pader und Thune sechs Mühlen. Mit Wasserkraft wurden nicht nur Getreidekörner gemahlen, sondern auch Flachsfasern gebrochen oder Tuche gewalkt. Für das Fürstbistum Paderborn war das ‚Mühlenzentrum‘ Schloß Neuhaus einen wichtigen Wirtschaftsfaktor.

Bis in die 1960er Jahre sorgten die Neuhäuser Mühlenwerke, die an der Schloßstraße standen, für die „Mühlenenge“, eine deutliche Einschnürung dieses wichtigen Verkehrswegs von und nach Paderborn. Im Zuge eines stetig intensiveren Straßenverkehrs wurde der in die Schloßstraße ragende Teil der Roggenmühle abgerissen und zur Hofseite verlegt. Ein Silo nahm das angelieferte Getreide auf und erhob sich von weitem sichtbar über dem Westen von Schloß Neuhaus. Es stand auf dem Grundstück der 1945 niedergebrannten Weizenmühle.

Heute

Die Ära der Neuhäuser Mühlenwerke an der Schloßstraße endete mit dem 20. Jahrhundert. 1992 wurde das Kornsilo abgerissen; die Roggenmühle folgte 2004. Schon 1967 hatte man das drei Jahrzehnte zuvor errichtete Lagerhaus abgebrochen.

Parkplatz der Firma Benteler.


Ebenfalls 1967 war der Spitzhacke ein Anfang des 19. Jahrhunderts vom Gastwirt und Posthalter Scherpel benanntes Haus zum Opfer gefallen; es hatte zuletzt als Verwaltungs- und Bürogebäude der Mühlenwerke Schöningh & Hovestadt gedient. Auch „Mesters Villa“ verschwand.

Das Gelände der Roggenmühle wird seitdem als Großparkplatz der Firma Benteler genutzt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite blieben fünf Fachwerkhäuser aus der Zeit um 1700 (Nr. 4, 4a, 6) bzw. 1800 (Nr. 2 und 8) als Denkmal-Ensemble erhalten. Beiderseits der Paderbrücke stehen seit 1969 zwei ursprünglich um 1735 vor dem Marstall aufgestellte Sandsteinpylone.

Vor der ehemaligen Mühlenenge sorgt heute jenseits des „Paderborner Tors“ ein Kreisel für den ungestörten Verkehrsverlauf. Ihn krönt im Zentrum seit 2017 ein Mühlstein, der an die historische Bedeutung der Mühlenwerke erinnern soll.