Geburtshaus von Jenny Aloni, Bachstr. 2 (vor 1942); rechts: Jenny Aloni (Porträt von 1968)
Blick über das zerstörte Viertel an den Paderquellen (1946/47)

Früher

Jenny Aloni wurde am 7. September 1917 als Tochter jüdischer Eltern - des Kaufmanns Moritz Rosenbaum und seiner Ehefrau Henriette - als jüngste von drei Schwestern in Paderborn geboren. Sie wuchs in einem Wohn- und Geschäftshaus an der Bachstraße Nr. 2 auf; die Rosenbaums lebten bereits seit Jahrhunderten in Paderborn.

Die Konsequenzen des NS-Terrors erkannte Jenni Rosenbaum früh und beschloss die Auswanderung nach Palästina. Um sich darauf vorzubereiten, verließ sie 1935 Paderborn und besuchte die Hachschara-Ausbildungsstätte Gut Winkel bei Spreenhagen (Brandenburg). In Berlin machte Jenny ihr Abitur, hier schloss sie sich zionistisch-sozialistischen Jugendorganisationen an.

Die Eltern wollten die Heimat nicht verlassen, bis es zu spät war. Während des Novemberpogroms (8./9. November 1938) wurden Elternhaus und Geschäft verwüstet. Nur Jenny Rosenbaum gelang 1939 die Flucht nach Palästina. Ihre Eltern, Onkel Sally und Schwester Irma wurden deportiert und starben in den Konzentrationslagern Theresienstadt bzw. Auschwitz.

In Palästina studierte Rosenbaum und leistete bis 1946 Armeedienst. 1948 heiratete sie den Emigranten Esra Aloni. 1955 war sie erstmals seit ihrer Flucht wieder in Paderborn. Ab 1957 lebte die Familie - Tochter Ruth wurde 1950 geboren - in Ganei Yehuda bei Tel Aviv. Dort starb Jenny Aloni am 30. September 1993.

Heute

Nach der Deportation der Rosenbaums richtete die Stadt Paderborn 1942 im Haus Bachstraße Nr. 2 die Stadtbücherei und das Standesamt ein. Drei Jahre später wurde das Gebäude durch Bomben zerstört. Den Standort markiert heute ein Gedenkstein.

Bereits in jungen Jahren wurde Jenny Rosenbaum schriftstellerisch aktiv. Ihre Gedichte, Erzählungen und Romane weisen ausgeprägte autobiographische Bezüge auf. In Israel zählt man sie zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren ihrer Generation. Jenny Aloni wurde mehrfach mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet. 1967 verlieh man ihr den Kulturpreis der Stadt Paderborn. Jenny Alonis schriftstellerischer und biografischer Nachlass wird im Archiv der Universität Paderborn verwahrt und betreut.

Ehemaliger Standort des Jenny-Aloni-Elternhauses

Im Sommer 1989 errichtete die Universität Paderborn auf ihrem Campus an der Fanny-Nathan- und der Warburger Straße das Jenny-Aloni-Haus. Es bietet Gastwissenschaftlern Unterkunft und ist darüber hinaus Internationales Begegnungszentrum (IBZ) für akademische Treffen und Empfänge mit internationalem Charakter.