Li.: Detmolder Straße Nr. 31 (1909), re.: Cheruskerhof und Maler-Einkauf am Heierstor (um 1939)
Li.: Autohaus Hofmann (um 1962), re.: "Kleiner Hermann" (1986)

Früher

Aus dem Heierstor trieben einst die Paderborner Hirten (= Heier) ihr Vieh auf die im Norden und Osten vor der Stadt gelegenen Weiden. Hier begann auch der Weg, der Paderborn über (Bad) Lippspringe und Schlangen mit dem lippischen Detmold verband. In den 1840er Jahren legte man ihn als Chaussee neu an. Das (abgerissene) Heierstor wurde zum „Detmolder Tor“. Entlang der Detmolder Straße entstanden aufgrund der Nähe zum Ausbesserungswerk-Nord vor allem nach 1900 Wohn- und Geschäftsbauten.

Auf dem Grundstück Detmolder Straße Nr. 1 stand der vor allem von Kutschern frequentierte Cheruskerhof. Seit 1933 bewirtschaftet von der Familie Fernhomberg, existiert der Gasthof - inzwischen auch Hotel - bis heute. Zwischen 1910 und 1959 überquerte die Straßenbahnlinie 2 aus der Heiersstraße den Heierswall und bog über das Tor in den Tegelweg Richtung PESAG-Betriebshof, Nordbahnhof und Ausbesserungswerk ab.

Zum 1900-jährigen Jubiläum der Varus-Schlacht im Teutoburger Wald wurde 1908/09 dem Eckturm des im Stil der Neorenaissance der Eigentümer des Hauses Detmolder Straße Nr. 31 - Bauunternehmer Franz Tölle - eine vom Bildhauer Anton Fecke geschaffene Nachbildung des 1875 bei Detmold eingeweihten Hermannsdenkmals aufgesetzt. Im nationalistisch gestimmten Deutschen Reich galt Hermann als Symbol nationaler Freiheit und Abgrenzung gegen das latent feindliche Ausland.

Am 25. Mai 1924 gründeten 16 Paderborner Malermeister eine an der Detmolder Straße gelegene Einkaufsgenossenschaft. In der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg sollte sie eine bessere Versorgung ihrer Mitglieder mit knappen Rohstoffen gewährleisten.

1840 gründete Karl Joseph Eggert (1808-1886) die Eggert Orgelbau-Anstalt. Sohn Franz verkaufte den Betrieb 1902 an den aus Köln stammenden Orgelbauer Anton Feith (1872-1929). An der Detmolder Straße Nr. 32 entstand eine große Halle, in der bis 1930 mehr als 300 Orgeln - u. a. 1926 die Große Orgel im Dom zu Paderborn - gebaut wurden.

Heute

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs Paderborn in Nordrichtung weiter. Dies dokumentierte u. a. 1954/55 der Bau einer Pfarrkirche für die neue Gemeinde St. Heinrich an der um 1900 angelegten Nordstraße. Entlang der Detmolder Straße entstanden in den 1950er mehrere Tankstellen. Parallel dazu siedelten sich nördlich der Bahnlinie immer mehr Autohändler an, die für ihr Geschäft weitläufige Stellflächen benötigten, die sie innerstädtisch an bisher favorisierten Orten (Bahnhofstraße, Rathenaustraße) nicht mehr fanden. Es folgten weitere Geschäfte, die einer zunehmend mobiler werdenden Kundschaft unmittelbare Parkplätze bieten konnten.

Li.: Heierstor und Detmolder Straße; Mi.: Nr. 31 mit "Kleinem Hermann"; re.: Südblick auf den Dom

1946 gründete der Kaufmann Hermann Römhild in einer Militärbaracke auf dem Grundstück Detmolder Straße 12–16 das nach ihm benannte Unternehmen für Bürobedarf und -technik. 1954 entstand hier ein Geschäfts- und Wohnhaus, das - durch Lager- und Ausstellungsräume ergänzt - noch heute besteht und das Straßenbild prägt.

Ein schwerer Sturm beschädigte 1960 den „Kleinen Hermann“; Arm und (Kupfer-) Schwert wurden vorsichtshalber demontiert. 1986/87 und 2011 wurde die inzwischen unter Denkmalschutz gestellte Figur restauriert und saniert.

Anton Feith II. (1902-1979) musste seine Orgelbau-Anstalt 1939 schließen; 1946 lief die Produktion wieder an. 1973 zog der Betrieb unter neuer Leitung nach Ottbergen bei Höxter um. Die Fabrikationshalle wich 2020 einer neuen Wohnanlage.