Seit 1777 existierte ein von Wilhelm Anton von Asseburg (Fürstbischof 1763-1782) am Kamp gegründete Priesterseminar. Ein erstes Theologenkonvikt entstand 1859 unter Konrad Martin (Bischof 1856-1875) in der Heiersburg am Maspernplatz. Hier konnten in Paderborn studierende Kleriker in einer klosterähnlichen Umgebung zusammenleben. Außerdem wurden zukünftige Pfarr- und Lehramtskandidaten ausgebildet. Während des Kulturkampfes mussten beide Einrichtungen 1873 bzw. 1875 schließen und konnten erst 1886 (Seminar) bzw. 1887 (Konvikt) ihren Dienst wieder aufnehmen.
Das Konvikt wechselte an einen neuen Standort jenseits der Bahnlinie am Kasseler Tor, wo bereits das Kloster der Schwestern der Christlichen Liebe, die Provinzial-Blindenanstalt und das Jüdische Waisenhaus standen. Im Februar 1895 konnte man das von Dombaumeister Arnold Güldenpfennig aus rotem Backstein errichtete Kolleggebäude beziehen, das zu Ehren Leos XIII. (Papst 1878-1901) den Namen „Collegium Leoninum“ oder Leokonvikt erhielt. Zwischen Liboriberg und Leostraße erstreckte sich von 1904 bis 1922 die „Theologenbrücke“ über die Bahn.
Bereits 1902 wurde ein neuer Südflügel angebaut, 1913/14 ein eigener Flügel für die Bibliothek. Im Ersten Weltkrieg diente das Leokonvikt als Lazarett. Nachdem Ende der 1920er Jahre auch die Fakultät am Kamp zu klein wurde, errichtete man im Garten des Konvikts nach Plänen des Dombaumeisters Kurt Matern ein neues Haus, das 1931 eröffnet wurde.
Die Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg durch auf die Bahnlinie gezielte Bomben stark beschädigt, die Hälfte des Bibliothekbestandes war vernichtet. Der (vereinfachte) Wiederaufbau erfolgte 1946-1949. Den östlichen Gebäudeteil nutzt seit 1971 die Katholische Fachhochschule.
Eine Generalsanierung die 2000 die Gelegenheit, das Priesterseminar offener und einladender zu gestalten. Die Priesterausbildung findet seit 2008 in Kooperation mit den Seminaren Erfurt und Fulda statt, um dem Rückgang der Ausbildungszahlen zu begegnen.
Im 2015 bis 2018 baute man das Leokonvikt großflächig um und ein neues Priesterseminar an. Die Zimmer wurden von 190 auf 60 reduziert, dabei zum Teil vergrößert oder in Appartements umgewandelt. Das Schwesternhaus, das Musikhaus und die Gärtnerei riss man ab. Zwischen West- und Ost-Trakt bildet eine kleine Kapelle sowohl eine Verbindung als auch einen Treffpunkt. Die Verwaltung des Priesterseminars zog vom Konvikt in den Neubau.
Um Leerstand zu vermeiden, werden Bereiche des Leokonvikts an katholische Organisationen wie den Gemeindeverband des Hochstifts die Jugendverbände des Bistums oder das Dekanatsbüro vermietet. Die Erzbischöflich-Akademische Bibliothek dient mit inzwischen etwa 300.000 Bänden der Theologischen Fakultät Paderborn als Hochschulbibliothek und der Erzdiözese Paderborn als Diözesanbibliothek.