Am Bogen von Westen (1905)

Früher

Die Straße Am Bogen bildete einst den östlichen Zugang zur Paderborner Domfreiheit. Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts stand hier das Haus Nr. 2, eine ehemalige Domkurie. Nur durch einen bogenförmigen Durchgang konnte man den Domplatz betreten und verlassen. 1899 erwarb der Buchbindermeister Martin Filter das Gebäude und richtete einen Kostümverleih und eine Kostüm-Schneiderei ein. Das Geschäft florierte und sollte erweitert werden. Um 1905 ließ Filter die alte Kurie niederreißen und durch einen Neubau ersetzen. Den verschwundenen Bogen ersetzte ein Bogengang vor den Schaufenstern.

Das Geschäftshaus Filter wurde 1945 zerstört. Die Zerstörung ganzer Straßenzüge ließ eine Neuordnung der Grundstücksverteilung zu, was in alten, dicht bebauten Städten wie Paderborn sonst selten möglich ist. Auf diese Weise konnte der Straßenbahnhalte- und Ausweichstelle „Am Bogen“ dringend benötigter Manövrierraum geschaffen werden.

Blick auf das ausgebrannte Geschäftshaus Filter (1945)

Heute

Die Firma Filter zog in die Marienstraße. Nr. 2 konnte mit angrenzenden Grundstücken zusammengelegt werden. Dies ermöglichte 1951/52 den Bau des Justizgebäudes Am Bogen 2-4, einer Vierflügelanlage, in das 1953 das Amts-, das Landgericht und 1956/57 die Staatsanwaltschaft einzogen. Innen blieben Relikte des 1945 zerstörten Sternberger Hofes erhalten, in dem das Landgericht residiert hatte. 2006/07 wurde das Gebäude grundlegend saniert sowie erweitert. Seitdem bietet das Landgericht Paderborner Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke in den Sälen und Gängen auszustellen. Die Staatsanwaltschaft residiert nun am Bischofsteich.

Der Bogen selbst dient - nach dem Krieg erheblich verbreitert - als unentbehrliche Zu- und Abfahrtsweg auf Dom- und Marktplatz. Bei der Fahrt auf die Kasseler Straße fällt der Blick auf ein Mahnmal, das am Standort der ehemaligen Synagoge an das Schicksal der jüdischen Gemeinde Paderborns in der NS-Zeit erinnert.

Blick in den Bogen zum Domplatz