Die Neuhäuser Tor öffnet sich nach Westen zur bischöflichen Residenzstadt Schloß Neuhaus. Hinter bzw. an der Mauer drängten sich Gebäude. Trotzdem entstand 1629 in Tornähe ein Kapuzinessenkloster. 1832 übernahm das Landeshospital die Anlage. Für Ende des 18. Jh. ist im Haus Königsstraße Nr. 76 eine jüdische Betstube belegt.
Obwohl sie ihre militärische Bedeutung längst eingebüßt hatte, blieb die Stadtmauer auch im 19. Jh. stehen: Seit 1820 erhob Paderborn keine Einkommenssteuer, sondern eine Mahl- und Schlachtsteuer, die an den Toren zu entrichten war. Als 1848 diese Regelung abgeschafft wurde, war die Stadtmauer als Steuergrenze überflüssig.
Drei Jahre später wurde das Neuhäuser Tor abgebrochen. Das von Häusern gesäumte Stück bis zur Pader blieb - zum Teil mit Fensterdurchbrüchen - als „Spitalmauer“ und streckenweise beinahe in originaler Höhe erhalten. Der vorgelagerte Wall wurde in die Promenade einbezogen.
Auf der Südseite stehen vor der Restmauer zwei in den 1930er Jahren errichtete, eingeschossige Werksteinbauten, die noch heute als öffentliche Toilette bzw. Schaltanlage dienen.
Die Reste der alten Toranlage wurden im Zweiten Weltkrieg beschädigt. Die zerstörten Häuser direkt am Beginn der Kisau wurden nicht mehr aufgebaut, um hinter dem Tor für Raum zu sorgen; so erhielt das Landeshospital einen dringend benötigten Parkplatz.
Auf der Nordseite riss man 1949/50 einen beträchtlichen Teil der Mauer ab, um die Zufahrt in die Altstadt zu erleichtern. Die ehemalige Tordurchfahrt konnte verbreitert und dem Verkehrsaufkommen angepasst werden. Das Neuhäuser Tor ist heute einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt.
Davon ausgenommen ist die Kisau. Paderborns Innenstadt wurde eine weitgehend verkehrsberuhigte Zone. Die Fahrt ‚durch‘ das Neuhäuser Tor durch die Kisau zur Mühlenstraße ist nur noch bis zum alten Brauhaus möglich.
Flankiert wird die ehemalige Tordurchfahrt von zwei klassizistischen Torpfeilern. Sie standen ursprünglich (1806) am Westerntor, wurden 1875 ans Neuhäuser Tor verlegt und in den 1950er Jahren verschoben, um dem Straßenverkehr mehr Raum zu geben.