Blick von Norden über Rathaus und Kötterhagen (1928)
Blick von Nordosten über den Kötterhagen

Früher

Zwischen Rathaus und dem Haus Pötz öffnet sich seit 2011 der Neue Platz. Räumlich offen und architektonisch großzügig gestaltet, hatten hier im 16./17. Jh. Mitglieder des gehobenen Bürgerstandes und Beamte repräsentative Bauten errichtet. Mitte des 18. Jh. hatte ein Gewirr kleinparzellierter und enger Hinterhof-Grundstücke mit den Häuschen meist einfacher Bürger sie ersetzt.

Ein Treffpunkt war das Haus Kötterhagen (Nr. 17), die im 16. Jh. errichtete Gaststätte „Zum alten Brauhaus“. Hier wurde 1897 die „Gewerbebank“ - seit 1942 Volksbank Paderborn - gegründet. Einige Monate betrieb sie ihre Geschäfte im Nachbarhaus Nr. 5 (Haus Rose), bevor sie in neue Räume am Marienplatz umzog.

Beim großen Bombenangriff vom März 1945 brannten die alten Gebäude nieder, manche wurden provisorisch hergerichtet. Das „Alte Brauhaus“ wich dem schmucklosen Flachbau der (in den 1980er Jahren abgerissenen) verlockend-verrufenen „Palette-Bar“. Ins Haus Kötterhagen Nr. 10 zog das spätere Erotik-Kino „Corso-Theater“ ein. Hinter dem Rathaus bot die kriegsbedingte Freifläche Raum für den Flachbau der „Kaufhalle“.

1964 plante die Volksbank eine Rückkehr an den Kötterhagen. Das Kaufhaus wurde abgerissen, ein neues Bankgebäude Mitte Oktober 1968 zwischen Schildern und Kötterhagen eröffnet. Es beherbergte auch die 1957 gegründeten „Westfälischen Kammerspiele Paderborn“, die 1959 im ehemaligen Café Vaterland (Kötterhagen Nr. 2) untergekommen waren. Statt 80 standen nun 240 Sitzplätze zur Verfügung. Die ehemalige Spielstätte baute Besitzer Aloys Kamp zu einem Buchladen um.

Heute

Die inzwischen mehrfach fusionierte Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold begann 2000 mit aufwendigen Vorplanungen für eine neue, deutlich vergrößerte Bankzentrale, die auch eine intensive archäologische und historische Untersuchung einschlossen.

Neuer Platz und Kötterhagen von Nordwesten



Die 2008 einsetzenden Bauarbeiten gingen mit einer Neugestaltung von Rathausplatz und Kötterhagen einher. Oberirdisch verschwanden bis 2010 die Reste der Altbebauung. Im Zuge der Grabungen entdeckte Kellergewölbe ließ man zum Teil bestehen und integrierte sie sichtbar in die westliche Wand der Tiefgarage zwischen Kötterhagen und Grube. Der alte Steinbruch vor der Mauer der ehemaligen Domfreiheit wurde bis zu einer Tiefe von 14 m ausgehoben. Aus dem Schutt bargen die Wissenschaftler zahlreiche Relikte vor allem des mittelalterlichen Alltagslebens. Darüber hinaus fanden sich Grundmauern mehrerer längst verschwundener Gebäude, sodass die Paderborner Stadtgeschichte um wichtige Fakten ergänzt werden konnte.

Aus den Kammerspielen wurde in einem separaten Neubau das „Theater Paderborn - Westfälische Kammerspiele“. Es öffnete mit 400 Sitzplätzen im September 2011. Der Neue Platz hat sich zu einem von Bürgern und Besuchern frequentierten, modernen Innenstadt-Zentrum mit Geschäften, Gastronomie und Ärztehaus entwickelt. Neben dem Theater residiert im ehemaligen Backhaus Ostermann (Kötterhagen/Kamp Nr. 22) der „Raum für Kunst e. V.“ in einem Gemeinschafts-Atelier für mehrere Paderborner Künstler, zu dem eine Ausstellungs- und Veranstaltungshalle gehört.